THERAPEUTISCHE KOMMUNIKATION: DIE ROLLE DES ERKENNTNISTHEORETISCHEN VERTRAUENS UND DES „MENTALIZING“
Prof. Martin DEBBANÉ
In dieser Präsentation werden wir Schlüsselprozesse und Faktoren der therapeutischen Kommunikation diskutieren. Aufbauend auf Forschungen aus der Entwicklungspsychologie und Widerstandsfähigkeits-Studien, beginnen wir mit einigen der wichtigsten Faktoren, die zur mentalen Gesundheit beitragen und sie stärken. Auf verschiedenen therapeutischen Umgebungen basierend, skizzieren wir danach die fundamentalen Prozesse in therapeutischer Kommunikation. Der Anfangskontakt zwischen Hilfesuchenden und Betreuenden wird auf individueller, zwischenmenschlicher und kontextabhängiger Ebene beeinflusst. Die Erfahrung des zugehört Werdens und die Betreuungs-Absicht zu erkennen ist entscheidend für den ersten Kontakt. Weiter entwickeln wir das Konzept der Mentalisierung als Eckstein im Prozess des Zuhörens. Die Erfahrung, auf eine sensible Art mentalisiert zu werden, trägt dazu bei Vertrauen zu stärken, nicht nur zwischen dem kommunizierenden Paar, insbesondere wird auch das Vertrauen in den Wert der Information durch die betreuende Person gestärkt.
Erkenntnistheoretisches Vertrauen bedeutet Vertrauen in eine Wissensquelle, wobei die Information als selbstrelevant angesehen werden kann, dem eigenen Verständnis des Kontexts angemessen, allgemeingültig für das reale Leben. Während therapeutische Kommunikation nicht nur das Gefühl des zugehört Werdens und des aktiven Verstehens unterstützt, trägt das Wiederaufleben des Vertrauens entscheidend zur Allgemeingültigkeit des therapeutischen Effekts, der über die Kommunikation hinausgeht, bei.
Martin Debanné ist Professor an der Fakultät für Psychologie und Erziehungswissenschaften der Universität Genf sowie an der Forschungsabteilung für klinische, Erziehungs- und Gesundheitspsychologie am University College in London (UK). Seine Forschung befasst sich mit der Entwicklung der Psychopathologie und Widerstandsfähigkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Darin verwendet er klinische, experimentelle und entwicklungspsychologische Methoden gemeinsam mit neurowissenschaftlicher Forschung. Er ist Ausbildner, Supervisor und Praktiker in der Mentalisierungs-basierten Therapie, mit einer Spezialisierung auf Psychosen, Persönlichkeitsstörungen und ADHD.
https://www.unige.ch/fapse/psychoclinique/unites/upcd/membres/debbane/